ORF „erweitert“ Minderheitenprogramme – eine Gegenüberstellung

Anfang Dezember es ORF-Generalintendant Alexander Wrabetz nicht möglich, seine mails abzurufen. Der Hintergrund: Eine Protestaktion gegen die geplante Umwandlung des Wochenformates  „Heimat, fremde Heimat“ in ein monatlich ausgestrahltes Magazin.

Der ORF muss jedenfalls den Sparstift ansetzen. Die Studios am Küniglberg dürften der Finanzkrise im österreichischen Rundfunk voraussichtlich ebenfalls zum Opfer fallen  wie die zu Stoßzeiten wöchentlichen Champions-League Live – Übertragungen. In erster Linie werden natürlich ebenfalls „quotenschwache“ Sendungen nicht mehr im gegenwärtigen Ausmaß produziert werden. Und, welche Überraschung, die Minderheitenprogramme sind unter diesen zu finden.

Auf die Protestmails hat der ORF bis heute nicht reagiert. Eine beinahe untergegangene OTS-Aussendung vom 3.Jänner 2009 lässt jedoch schlimmes befürchten. Die Überschrift der Presseaussendung: „ORF erweitert Angebot für österreichische Volksgruppen“

„Quo vadis“, öffentlicher Auftrag?“ – Scheinbar mitten im 8. versenkt.

Auch in der Aussendung: Keine –  zugegebenermaßen für den finanzkrisengeschüttelten ORF teure –  Zeile zum Format „Heimat, fremde Heimat“. Angebotserweiterung heißt die NLP-Devise. Die „Erweiterung“ im Detail:

  • die muttersprachlichen TV- und Hörfunksendungen für Ostösterreich werden in Zukunft vom ORF-Landesstudio Burgenland produziert.
  • Die montägliche Volksgruppenradiosendung auf Radio Burgenland wird, nicht näher ausgeführt, verlängert.
  • in diese Zeitfläche werden die neuen tschechischen und slowakischen Sendungen integriert
  • die ungarischensprachigen Sendungen werden sowohl Themen der Wiener UngarInnen als auch Themen der burgenländischen UngarInnen behandeln – Radio Burgenland ist auch auf in Wien auf UKW zu empfangen.
  • Das ungarische TV-Magazin wird – beginnend mit März 2009 – immer am zweiten Sonntag im Jänner, März, Mai, Juli, September und November jedes Jahres zeitgleich mit ORF 2 Burgenland auch in ORF 2 Wien ausgestrahlt.
  • Das neue TV-Magazin in Tschechisch und Slowakisch wird – beginnend mit August 2009 – immer am zweiten Sonntag im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember jedes Jahres um 13.05 Uhr in ORF 2 Wien gesendet.
  • Die für die steirischen Slowenen „relevanten“ Informationen und Themen werden ab Juli 2009 in das Programm von Radio DVA AGORA integriert. Die slowenischsprachige Fernsehsendung „Dober dan, Koroska“ wird um entsprechende Inhalte für die steirischen Slowenen ergänzt.
  • Paradoxe Intervention: Damit ist die Saualm-Oper um einen Beitrag des Volksmassenchores reicher geworden. Die Sendezeit für „relevante“ Themen und Informationen der kärntner SlowenInnen ist damit verkürzt.
  • Das mit 1. Jänner 2009 eingestellte Mittelwellenradioprojekt Radio 1476 wird zum Netzradio für alles und jeden. Also auch für MigrantInnen.

Der Link zur ORF-Aussendung: ORF-PA 3.1.09

Anders gesagt: Ein Schmähpaket. Kleinigkeiten wie den bereits erwähnten öffentlichen Auftrag des ORF oder die Bedachtnahme, dass in Gesamtösterreich 16% aller EinwohnerInnen migrantischen Background haben interessieren da nicht. Die Quote ist alles. Vor rund 20-25 hatte die schleichende Quotendominanz  ihren Beginn. Mitte der 1980er Jahre bemühten sich deutsche Privatsender darum, eine schlechte Kopie des ORF abgeben zu können. Heute gibt der ORF eine schlechte Kopie schlechter deutscher Privatsender ab.

Genug der Jammerei, ein Protestmail an Herrn Wrabetz ist noch drinnen: Protestseite

Hinterlasse einen Kommentar